Einschätzungen des Berliner Forschungsraums
Ein zentrales Anliegen des Berlin Science Survey ist die Beobachtung von Dynamiken und Veränderungen im Berliner Forschungsraum, die nicht zuletzt durch Wissenschafts-organisationen wie die BUA oder auch die BR50 bedingt oder zumindest beeinflusst sein können.
Zur Einschätzung des Berliner Forschungsraums aus Sicht der Wissenschaftler:innen wurden diese um Aussagen zu mehreren zentralen Dimensionen gebeten. Die Bewertungen der Wissenschaftler:innen fallen insgesamt sehr positiv aus (Abbildung 1). Vor allem die forschungsbezogenen Dimensionen, sprich Forschungsqualität, Internationalität, Kooperationsfähigkeit, Forschungsautonomie und Innovationspotential, werden von einer breiten Mehrheit als „eher gut“ oder gar „sehr gut“ bewertet. Kritischer fallen die Einschätzungen der Rahmenbedingungen – personelle Ressourcen und materielle Bedingungen aus. Diese kritischen Einschätzungen sollten Anlass sein, mit den Hochschulleitungen ins Gespräch zu kommen, um Potenziale und Möglichkeiten für Verbesserungen zu identifizieren.
Abbildung 1 Beurteilung des Berliner Forschungsraumes
In Abschnitt 4 haben wir uns ausführlich mit dem Thema Open Science befasst. Die Wissenschaftler:innen schreiben diesem Bereich insgesamt große Bedeutung zu, wobei Widersprüche zwischen Anspruch und Realität offengelegt wurden. Nun weist auch die Einschätzung der Wissenschaftler:innen zur Umsetzung von Open Science im Berliner Forschungsraum auf Verbesserungsbedarf hin. Hervorzuheben ist hierbei auch, dass ganze 32,8% der Befragten die Umsetzung von Open Science nicht beurteilen können. Vor dem Hintergrund, erscheint die Tatsache, dass aktuell in der BUA an der Entwicklung einer Open Science Strategie gearbeitet wird, relevant und zeitgemäß. Auch die von der BUA ausgeflaggten Ziele Wissenstransfer, Diversität und Nachwuchsförderung fallen hinter die rein forschungsbezogenen Dimensionen in der Bewertung zurück. Am schlechtesten schneidet davon die Nachwuchsförderung ab. Somit ist die Zielsetzung der BUA auch in diesen Bereichen als sinnvoll anzusehen.
Mit Blick auf die Rahmenbedingungen insgesamt, unter denen die Wissenschaftler:innen im Berliner Forschungsraum forschen, bekunden diese eine Zufriedenheit im mittleren Skalenbereich (Mittelwert = 5,5 auf einer Skala von 0 =sehr unzufrieden bis 10 = sehr zufrieden). Hier gibt es scheinbar noch „Luft nach oben“ (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2 Zufriedenheit mit Rahmenbedingungen der eigenen Forschung
Wenn Unzufriedenheiten oder Schwierigkeiten auftreten, stellt sich die Frage, inwieweit die Einrichtungen zur Lösung von Problemen oder zur Überwindung von Schwierigkeiten beitragen können.
Organisationale Unterstützung bei Wissenstransferaktivitäten wird mit 40,4 % am häufigsten gewünscht (siehe Abbildung 3). Denkbar ist hier, dass vor allem die Anbahnung von Austausch mit relevanten Gruppen außerhalb der Wissenschaft interessant sein könnte, da wir hier eine Diskrepanz feststellen konnten. Aber auch bei der Umsetzung von Open Science, bei Kooperationsanbahnungen und bei der Sicherstellung von Forschungsqualität wird jeweils von über einem Drittel der Befragten ein Unterstützungsbedarf angegeben.
Bei Open Science könnte der Unterstützungsbedarf dahingehend erfolgen, dass die Relevanz verschiedener Open Science Praktiken für die eigene Forschungspraxis identifiziert und Schwierigkeiten bei der Realisierung ausgeräumt werden. Um eine gezielte Unterstützung bei Kooperationsanbahnungen anbieten zu können, wäre es wichtig zu erfahren, welche Schwierigkeiten die Personen sehen, die nicht kooperieren. Dies müsste in einer Folgewelle erhoben werden. Um beim Thema Sicherstellung von Forschungsqualität mit sinnvollen Maßnahmen zu unterstützen, müsste auch hier eruiert werden, welchen konkreten Schwierigkeiten die Befragten hierbei ausgesetzt sind. Auch diese Fragestellung könnte in einer späteren Erhebungswelle aufgegriffen werden.
Abbildung 3 Unterstützungsbedarfe durch die Einrichtungen
Wenn es um den Berliner Forschungsraum geht, dann interessiert natürlich auch, wie die Rolle der BUA im Berliner Forschungsraum wahrgenommen wird. Die BUA hat den Anspruch, treibende Kraft bei der Entwicklung des Berliner Forschungsraumes hin zu einem integrierten und international renommierten Wissenschaftsstandort zu sein. Dazu wurden verschiedene Teilziele festgesteckt, wie bspw. die Förderung von Innovationen und Internationalität. Daher ist es interessant, die Sicht der Wissenschaftler:innen im Berliner Forschungsraum darüber zu erfahren, inwieweit die BUA auf dem Weg ist, diese Ziele zu erreichen. Darüber hinaus sollte eingeschätzt werden, ob die BUA als Supraorganisation die Sichtbarkeit des Berliner Forschungsraums erhöht. Diese Frage ist vor dem Hintergrund berechtigt und relevant, dass die BUA das Ziel hat, den Berliner Forschungsraum zu einem international führenden Wissenschaftsstandort zu erheben.
Bemerkenswert ist zunächst, dass sich ein Viertel bis ein Drittel der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung, also zwei Jahre nach Gründung der BUA, noch kein ausreichendes Urteil erlauben wollen oder können (siehe Abbildung 4). Bei den anderen überwiegt ein leicht positives Bild. Die stärkste Zustimmung erfährt die Aussage, dass die BUA dazu beiträgt, den Berliner Forschungsraum insgesamt sichtbarer zu machen. Die Frage danach, ob die BUA dazu beiträgt, dass der Berliner Forschungsraum innovativer oder internationaler wird, lässt sich aktuell nicht klar beantworten. In der Pilotstudie halten sich die Einschätzungen darüber die Waage. Das bedeutet aber zugleich, dass mehr Anstrengungen erforderlich sind, die Wissenschaftler:innen vom Mehrwert der BUA zu überzeugen.
Abbildung 4 Image der BUA
Um die Einschätzungen zur BUA und vor allem die Urteilsenthaltungen einordnen zu können, lohnt sich ein Blick darauf, inwiefern die Befragten selbst in Aktivitäten der BUA einbezogen sind.
Insgesamt ist die BUA durchaus unter den Wissenschaftler:innen bekannt (siehe Abbildung 5). Nur wenige (15,5 %) haben noch nie etwas von der BUA gehört. Die Mehrheit (55,4 %) hört gelegentlich etwas von der BUA, ist aber nicht aktiv in die BUA involviert. Immerhin knapp ein Fünftel der Befragten hat bereits an Veranstaltungen der BUA teilgenommen.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass es weiterhin Aufgabe der BUA sein sollte, im Forschungsraum sichtbarer zu werden, Personen in die Aktivitäten der BUA zu integrieren und, vor allem, Wirkungen dort zu entfalten, wo auch die Wissenschaftler:innen diese zu schätzen wissen.
Abbildung 5 Involviertheit in die BUA