Arbeitsklima
Nachdem die verschiedenen Arbeitskulturen, anhand der Art der Zusammenarbeit thematisiert wurden, geht es nun um das Arbeitsklima. Das Arbeitsklima ist ein weiteres Teilkonzept des ganzheitlichen Begriffs Forschungskultur und weist stärker in Richtung der möglichen Arbeitsergebnisse. Die abgefragten Merkmale geben Hinweise darauf, ob die Forschungskulturen kooperativ, produktiv, inspirierend oder überfordernd wirken
Insgesamt wird ein positives Bild von der Arbeit in der Wissenschaft gezeichnet: Das Arbeitsklima wird geradezu durchgängig als produktiv, kooperativ, und ganz überwiegend auch als inspirierend wahrgenommen (siehe Abbildung 28). Gleichzeitig fühlen sich aber auch 48 % der Wissenschaftler:innen „teilweise“ überfordert, weitere 13 % sogar „überwiegend“ und knapp 5 % „voll und ganz“ überfordert. Schwierigkeiten gibt es möglicherweise auch in denjenigen Forschungskontexten, die „überhaupt nicht“ oder nur „teilweise“ als produktiv (28,4 %), kooperativ (22,8 %) oder inspirierend (40,6 %) angesehen werden (siehe Abbildung 28).
Auf Ebene der Statusgruppen zeigen sich deutliche Unterschiede bei der Bewertung des Arbeitsklimas (siehe Abbildung 29). Für alle Dimensionen werden die Bewertungen mit zunehmendem Status besser. So berichten Professor:innen weit häufiger ein kooperatives (91 %), inspirierendes (82 %) und produktives (85 %) Umfeld als Postdocs (75 % / 57 % / 69 %) und vor allem als Prädocs (74 % / 54 % / 70 %) (siehe Abbildung 29). Dagegen wird das Arbeitsklima lediglich von 9 % der Professor:innen als überfordernd angesehen. Weit häufiger mit 16 % von den Postdocs und noch häufiger mit 23 % von den Prädocs. Solche Unterschiede reflektieren nicht nur die Rolle der jeweiligen Personen in den Arbeitsgruppen und Wissensproduktionsprozessen, sondern auch Sozialisations-, Selektions- und Selbstselektionsprozesse.
Im Fächervergleich zeigen sich kaum nennenswerte Unterschiede (siehe Abbildung 30). Lediglich in den Geisteswissenschaften wird das Arbeitsumfeld etwas weniger kooperativ und produktiv wahrgenommen, dafür aber auch etwas inspirierender als im Durchschnitt der anderen Fächergruppen. Überdurchschnittlich oft überfordernd sind Arbeitskontexte in den Lebens- und vor allem in den Ingenieurswissenschaften. Hier geben dies knapp 22 % der Befragten an (siehe Abbildung 30).
Die Konzepte von Arbeitskultur und Arbeitsklima lassen sich nicht auf Fächerunterschiede zurückführen, sondern liegen quer dazu. Das heißt, dass sie Teilaspekte von Forschungskulturen darstellen, die nicht allein durch disziplinäre, bzw. epistemische Unterschiede der Fächer erklärt werden können.