Arbeitsmotivation
Die Erhebung der Arbeitsmotivation konzentrierte sich auf drei Fragen, die Facetten intrinsischer Motivation abbilden. „Ich habe viel Freude an meiner wissenschaftlichen Arbeit“ ist ein zentrales Item für intrinsische Motivation, welches so und in ähnlicher Form in vielen Skalen vorkommt (Ryan und Deci 2000). „Für mich ist Wissenschaft Berufung, nicht nur ein Job“ bildet ebenfalls eine leidenschaftliche Verbundenheit mit der Tätigkeit ab, formuliert diese jedoch in Anlehnung an den berühmten Aufsatz von Max Weber „Wissenschaft als Beruf“ (Weber 1919). Das dritte Item „Ich halte meine wissenschaftliche Tätigkeit für sinnvoll“ ist angelehnt an die neueren Diskussionen zur Sinnhaftigkeit moderner Managementtätigkeiten (Graeber 2018).
Abbildung 41 zeigt, dass über alle Statusgruppen hinweg eine absolute Mehrheit Freude bei der eigenen Arbeit empfindet. Fast ebenso viele halten ihre Arbeit auch für sinnvoll. Ebenfalls eine deutliche Mehrheit der Wissenschaftler:innen stimmt der Aussage zu, für sie sei Wissenschaft nicht nur ein Beruf, sondern vielmehr auch Berufung. Dennoch muss auch gesehen werden, dass diese positive Einstellung zur wissenschaftlichen Arbeit verglichen mit der Gruppe der Professor:innen bei den Postdocs und vor allem bei den Prädocs deutlich geringer ausfällt. Während bei den Professor:innen noch 92 % angeben, „Freude an der wissenschaftlichen Arbeit zu haben“, sind es bei den Postdocs noch 87 % und bei den Prädocs nur noch 77 %. Bei den Professor:innen weisen auch die anderen beiden Facetten sehr hohe Werte auf. So geben 92 % an, die wissenschaftliche Tätigkeit sinnvoll zu finden und 89 % empfinden Wissenschaft als Berufung. Diese hohen Zustimmungswerte finden sich bei den Postdocs nicht und bei den Prädocs noch weniger. Unter den Prädocs geben nur noch 59 % an, Wissenschaft sei ihnen Berufung (siehe Abbildung 41). Das muss aber auch nicht beunruhigen, da nicht alle das Karriere- und Berufsziel Wissenschaft verfolgen (siehe Kapitel 4).
Auch die Arbeitskultur steht in einem Zusammenhang mit der Arbeitsmotivation. So sind diejenigen deutlich weniger motiviert, die in unkooperativen Arbeitskulturen tätig sind (siehe Abbildung 42). Am höchsten ist die Motivation in Arbeitskulturen, die von Kooperation bei gleichzeitigem Wettbewerb gekennzeichnet sind. Etwas geringer sind die Werte im Kontext von hoher Kooperation bei gleichzeitig geringem Wettbewerb und wiederum noch geringer in den Kontexten geringer Kooperation (siehe Abbildung 42).
Beide Facetten der Arbeitskulturen – Kooperation und Wettbewerb – stehen mit den erfragten Einstellungen im Zusammenhang, wobei die Bedeutung von Wettbewerb für das Item „Wissenschaft ist Berufung“ bedeutsamer ist, während die Kooperationsdimension für die beiden anderen Facetten der Motivation etwas mehr Bedeutung hat.